Generationengespräch
In diesem Jahr stand zum ersten Mal ein neues Veranstaltungsformat auf dem Programm: Das Generationengespräch. Die Idee dazu wurde an der Antrittskneipe des Sommersemesters geboren. Ziel ist es, den Austausch zwischen den verschiedenen Generationen der Corpsbrüder zu intensivieren. Und den jüngeren Corpsbrüdern die Geschichte des Corps lebendig aus erster Hand durch Zeitzeugen näher zu bringen. Und zu dokumentieren. Im ersten Generationengespräch stand die Zeit des Wiederaufbaus des Corps in den Jahren ab 1949/50 im Mittelpunkt.
Der Erfolg der Online-Maikneipe in diesem Jahr inspirierte uns zu einem „technischen Update“ der Veranstaltung: Die Teilnahme war sowohl live auf dem Corpshaus möglich. Als auch per Zuschaltung als Videokonferenz. So konnten sich gerade die älteren Corpsbrüder die Anfahrt nach Marburg sparen und trotzdem live mit dabei sein. Digitalisierung, die einen echten Mehrwert bietet.
Durch die 1,5 Stunden des Generationsgesprächs moderierte unserer Corpsbruder Woeste I wie gewohnt souverän. Verschiedene Corpsbrüder, z.T. per Videokonferenz zugeschaltet, berichteten über die damalige Zeit und das Aktivenleben. Und sparten dabei auch nicht mit wunderbaren Anekdoten.
So berichtete Corpsbruder Hocke von einer feuchtfröhlichen Kneipe anno 1954:
Ich erinnere mich an eine feucht-fröhlichen Kneipe ca. 1954, nach der ich mit Hans-Georg Richter in den Garten runtergezogen bin. Wir hatten herausbekommen, dass unser „Corpsdiener“ Röckel, ohne den CC zu fragen und uns Mitteilung zu machen, dort unten einen Stall eingerichtet hatte und von alldem, was vom Essen übrig blieb, einige Schweine fett fütterte. Wir haben eine der Sauen die Freitreppe hochgetrieben, in die große Kneipe, während des Bierdorfs. Ihr könnt Euch vorstellen, was da los war. Die Sau kam in die große Kneipe, die Corpsbrüder tanzten drum herum, hatten ihren mordsmäßigen Spaß, die Sau fing jämmerlich zu schreien an, die Beine gingen auseinander, sie lag also auf dem Boden und machte einen großen Haufen direkt auf das Parkett der großen Kneipe.
Über die Details der Schadensbeseitigung, die Rolle des Paternosters dabei und das weitere Schicksal der armen Kreatur berichtete er dann noch ausführlich und wurde protokollarisch festgehalten.
Die Anekdote soll die schwierigen ersten Nachkriegsjahre nicht bagatellisieren, in denen die Rückgewinnung des Corpshauses, die Fechtfragen, die Integration der Mitglieder der Studentengemeinschaft Hessen in das Corps, die Wiederbegründung und spätere Aufgabe von Traditionen, wie die des Maisingens auf dem Marburger Marktplatz, usw. im Vordergrund standen. Gleichwohl hatte auch die Geselligkeit, u.a. in der wöchentlich stattfindenden Kneipe, ihren Platz, wie übrigens aktuell im Sommersemester unter den Hausbewohnern, die im Corona-Semester die Wochenkneipe wiederbegründeten.
Insgesamt wurde das erste Generationengespräch von den Teilnehmern als bereicherndes neues Veranstaltungsformat gelobt. Für das Generationengespräch 2021 bereiten wir ein neues Thema vor.
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