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Buchtipp „Fluchthelfer“ – von Heinz, Sueviae Heidelberg

Buchtipp: Fluchthelfer von Volker Heinz

Er holte 66 DDR-Bürger über die Grenze nach West-Berlin und saß dafür in Ost-Berlin in Haft. Nach 50 Jahren erinnert sich Volker G. Heinz, Sueviae Heidelberg, an seine Zeit als Fluchthelfer, die ihn bis heute nicht loslässt. Er selbst beschreibt sich, den westdeutschen Jurastudenten, als Idealisten und Abenteurer. In Wuppertal aufgewachsen, hatte der 22-Jährige gerade zwischen Studienaufenthalten in Heidelberg und Bonn 2 Semester in Berlin an der Freien Universität belegt. Dann geriet er zufällig in die Fluchthelferszene. Dort führte er sich mit einer neuen Idee ein. Denn die damals spektakulären Tunnelbauprojekte waren aufwendig und zunehmend riskanter geworden. Ein syrischer Diplomat, der in Ost-Berlin akkreditiert war, wurde von West-Berlin aus angeworben und standesgemäß mit einem weißen, aber unauf-fällig umgebauten Mercedes ausgestattet. 2 Jahre lang (1965-66) transportierte er Flücht-linge unkontrolliert im Kofferraum über die alliierte Grenzkontrollstelle Checkpoint Charly.

Und Volker G. Heinz betreute als west-deutscher Tagesbesucher eine jede Fluchtaktion an Ostberliner Treffpunkten. Doch die misstrauische Staatssicherheit ließ ein- und ausreisende Diplomatenautos in Serie optisch vermessen. So schöpfte sie eines Tages Verdacht, observierte – und stellte eine Falle. Der Student wurde verhaftet und zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er fortgesetzt Personen zum illegalen Verlassen der DDR verleitet habe.

Dass er so hoch bestraft und gleich danach gegen 2 Spione ausgetauscht wurde, war ungewöhnlich. Sein Fall galt nämlich als lukratives Politikum. Und dafür hatte er selbst gesorgt, indem er sich über seine Studentenverbindung (Suevia Heidelberg) vorausschauend prominente Fürsprecher aussuchte (Schleyer, Präsident des BDA/BDI, Knieper, Staatssekretär im Bundeskanzleramt, beide Suevia Heidelberg), die ihm im Notfall helfen sollten. So wurde er Teil eines anderen geheimen und langjährigen Geschäftes, bei dem die DDR von der Bundesrepublik viel Geld erhielt, damit sie politische Gefangene in den Westen ausreisen ließ. Volker G. Heinz war ehrenamtlich engagiert und doch beschäftigten ihn Skrupel ob der kommerziellen Seite der privaten Fluchthilfe. Flücht-linge oder ihre Unterstützer hatten vorab hohe Summen zu zahlen

Volker G. Heinz: Der Preis der Freiheit.
Eine Geschichte über Fluchthilfe, Gefangenschaft und die geheimen Geschäfte.
Rowohlt Verlag Reinbek, 2016, 240 Seiten, 9,99 Euro, auch als E-Book

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